Hauptdiagnose: Dottersacktumor
Ich wachte am 10.07.2012 mit einem leichten Ziehen im Brust-/Halsbereich auf, naja wohl nen Zug bekommen. Abends ging ich dann mit einem sehr unsicheren Gefühl zum Hausarzt, da ich leichtes Fieber hatte und mich auch sonst nicht wohl fühlte - ich wurde dann mit Krankenschein und Arznei zum auskurieren ins Bett geschickt und war beruhigt, dass dies alles war. Kurz vor Mitternacht wachte ich dann mit starken Schmerzen in der rechten Brust auf und konnte auch kaum noch atmen bzw. aufrecht gehen. Also aus dem Bett gequält und ab in die Notaufnahme in die Klinik am Eichert in Göppingen. Dort bekam ich dann Infusionen, die aber kaum halfen und somit "durfte" ich meine Nacht in der Notaufnahme fristen. Am nachsten Tag waren die Schmerzen fast weg (und kamen auch nie wieder), und ich wurde noch zum Röntgen gebracht. Tja, kurze Zeit später sagte mir der Doc, dass sie einen Schatten auf der rechten Lunge gesehen hätten und mich auf Station für weitere Untersuchungen verlegen würden. An diesem Tag geschah dann nicht mehr viel, für den kommenden Tag war ein CT (Computertomographie) anberaumt. Nächster Morgen (12.07.12) Blutentnahme und um zehn Uhr stand die Ärztin vor mir und sagte, dass ich wieder Krebs habe und zur Chemotherapie in die Uni Klinik Ulm (Oberer Eselsberg) verlegt werde.
Hauptdiagnose: Dottersacktumor Stadium IIIB (M1a, S2)
Metastasen: rechter Lungen-Unterlappen (ca. 6cm groß), kontralateral 2 metastasensuspekte RF, AFP 3384 ng/ml.
Der Begriff "AFP" (Alpha Fetoprotein) wird öfters vorkommen, da dies ein Nachweis im Blut für meine Art Krebs ist - der Normalwert liegt bei 0-11, meiner war zu diesem Zeitpunkt bei über 3300.
Es waren vier Zyklen Chemotherapie angesetzt. Am Abend des zweiten Tages des vierten Zyklus habe ich mich jedoch für einen Abbruch der Therapie entschieden. Meine Werte (AFP-Wert) waren schon zu Beginn des dritten Zyklus im Normalbereich und zu Beginn des vierten Zyklus auf dem Wert 5 (0-11 ist der Normalwert).
Ich ging schon mit einem sehr schlechten Gefühl in diesen vierten Zyklus und der zweite Tag hat dies bestätigt. Es war das erste Mal, dass ich mich erbrechen musste und es mir wirklich rein körperlich sehr, sehr schlecht ging. Alles in mir sträubte sich, auch nur noch eine Sekunde länger im Krankenhaus zu bleiben. Ich wollte, musste raus und nach Hause in meine gewohnte Umgebung. "Es wären doch nur noch drei Tage gewesen", mögen viele gedacht haben, aber mir kamen selbst Minuten ewig lang vor - es war unerträglich für mich. Also entschied ich mich, gegen den Rat der Ärzte, mich selbst zu entlassen. Zu dieser Entscheidung stehe ich auch heute noch mit voller Überzeugung und würde in derselben Situation sofort wieder so handeln.
Jetzt stand dann am 18.12.2012 meine OP an: Entfernung des rechten unteren Lungenlappens (dort saß ja noch die Metastase, die dank Chemo von 6cm auf 4,5cm geschrumpft war). Der Mensch hat im linken Lungenflügel zwei Lungenlappen (einer fehlt wegen dem Herz) und im rechten Lungenflügel drei Lungenlappen.
Die OP verlief sehr gut, ich konnte nach einem Tag schon wieder auf Station und evtl. würde es sogar mit einer Entlassung an Heilig Abend klappen, evtl.....
Nach einer Lungenoperation bildet sich sehr viel Schleim in der Lunge, der abgehustet werden muss, um keine Lungenentzündung zu bekommen. Genau dies konnte ich aber nicht, da bei der OP eine Vielzahl von Nerven im Brustbereich durchtrennt wurden und jeder noch so kleine Räusperer höllische Schmerzen verursachte. Also handelte ich mir auch noch eine Lungenentzündung ein, ab auf Intensivstation, die Lunge bronchoskopieren (absaugen) da sie schon voll Eiter war. Ich konnte bis zu diesem Zeitpunkt auch sehr schlecht atmen und bekam kaum noch Luft, hing am Sauerstoff. Danach wurden mir zwei Nervenbahnen mit Cortison betäubt, die den Schmerz beim Husten auslösten - wurde über den Rücken direkt in den Nerv gespritzt. Ab diesem Tag ging es dann aufwärts und ich durfte dann noch Silvester im Krankenhaus verbringen und wurde dann am 10.01.2013 ins Neue Jahr entlassen - als quasi geheilt. Der fehlende Lungenlappen ist übrigens keine große Beeinträchtigung, da die anderen genug Volumen besitzen, dies auszugleichen. Zudem bin ich glücklicherweise kein Raucher und habe noch voll funktionsfähige Lungen.
Die Kur war beantragt und es sollte dann am 05.03.2013 nach Boltenhagen an die Ostsee gehen. Also war auch dieses Kapitel abgeschlossen und ich durfte mich wieder auf ein normales Leben freuen.