Ab nach Stockholm
War nun gestern Abend doch nicht mehr auf dem Klassentreffen - Abschlußklasse der Realschule Süßen von 1993. Ich habe es da gar nicht sooooo schlecht erwischt, habe zwei Abschlußklassen: 1993 und 1994, dank Mathematik durfte ich ne Ehrenrunde drehen.
Von den Schmerzen her ist es wie oftmals der Wetterbericht: wechselhaft. Mal spüre ich so gut wie gar nichts, ist wahrscheinlich nur das große Luft holen vor dem nächsten "Stich". Dann tut es wieder richtig knackig weh, kann schon ganz schön zwicken und zwacken. Jedenfalls war das heimelige Bett weitaus bequemer als die Krankenhauspritsche.
Meine Mutter hat mich gestern aus Ulm abgeholt und hätte beinahe weiter nach Stockholm fahren dürfen. Als Dr. Guthoff mit dem Entlaßbrief vorbeikam, hatte meine Mutter noch folgende Frage an sie: "Warum kann sich nach einer Hochdosis-Therapie überhaupt wieder ein Krebs bilden? Durch diese aggressive Behandlung wird doch alles abgetötet?" Dr. Guthoff sah in dieser Frage sofort den Nobelpreis vor sich: "Das wüßte ich auch gerne, wenn Sie darauf eine Antwort finden, schicken Sie diese bitte sofort nach Stockholm!" Sollte ich es nicht schon erwähnt haben, ich finde Frau Dr. Guthoff einfach spitze ;-)!!!!
Sie meinte auch noch: "Würde bei Ihnen nun jemand Blut nehmen, der Ihre Geschichte nicht kennt, so würde er Sie gleich auf Intensivstation einliefern lassen. Aber Sie können darüber lächeln, für Sie sind die Werte wirklich ok."
Am 02.05. habe ich meinen Termin in der MOT in Ulm, da wird dann der AFP-Wert bestimmt und das weitere Procedere besprochen. Dies ist mal wieder ein einschneidender, entscheidender Termin. Der AFP sollte bis zu diesem Termin die magische Grenze von bis zu "7" erreicht haben. Die Chancen hierfür stehen ganz gut, dennoch bleibt immer noch ein kleiner Zweifel bestehen. Die Skurrilität an dem Ganzen: an diesem Tag hat meine Mutter Geburtstag. Geschichte wiederholt sich, am 11.02. war der Geburtstag meines Vaters. An diesem Tag war ich auch in Ulm, u.a. um meinen AFP-Wert bestimmen zu lassen - an diesem Tag war dieser Wert außerhalb jeglicher Norm und führte zu meiner Lungen-OP.
Eingewöhnungszeit brauchte ich zu Hause keine, nun sind erstmal die wuseligen Türöffnungszeiten vorbei. Um mich herum grünt alles, wunderschön den Frühling in der Heimat zu erleben. Mein Rehaantrag ist auch schon unterwegs, habe mich nun für St. Peter Ording, Boltenhagen und Föhr entschieden - die schlußendliche Entscheidung liegt bei der Rentenversicherung. Das Wichtigste ist mir nur die Reha an der See, ich finde es so schön dort oben. Sylt stand auch noch zur Auswahl, wäre ich auch liebend gerne hin, aber das hätte nicht gepaßt. In deren Homepage stand: "Bitte erscheinen Sie im Restaurant mit angemessener Kleidung, keine Sportbekleidung, Jogginghose....", das wäre mir dann doch zu steif.
Je nachdem wann die Reha beginnt, kann ich doch noch die geplanten Ausflüge in den Schwarzwald und die Toscana unternehmen. Zudem will ich Ende Mai meinen Neffen in Deutschlandsberg (bei Graz) besuchen und sehr gerne nochmal zu Linda nach Mainz - denke, so ein lauer Frühlingsabend am Main wäre auch noch ein Highlight. Ich bin wieder angekommen im Leben und bereit für fast jede Schandtat, nach ner kleinen Erholungsphase. Bin erst in ca. zwei Wochen aller Fäden entledigt, solange sollen die Drainagenlöcher (schwacher cm Durchmesser) noch fest verknotet bleiben.
Nun ein paar Zeilen aus dem, vorläufigen, Ulmer Arztbrief:
Da systemisch keine Alternativen mehr bestehen (wie nett verklausaliert), wird mit dem Patienten trotz des erheblichen Risikos, die Indikation für eine erneute Operation abgesprochen......diese fand ja dann am 01.04. statt.
Mittellappenresektat rechts unter Einschluss eines 1,3 cm messenden knotigen Tumors, zentral gelegen, entsprechend einer überwiegend nekrotisierenden Manifestation eines nicht kleinzelligen Malignoms, grundsätzlich passend zu einer Metastase des klinischerseits bekannten Teratorcarcinoms....Das Malignom wird weiter typisiert, es folgt eine abschließende Stellungnahme.
Leck mich am Arsch, schreibt mal diese Formulierungen ab, da bekommste ja nen Knoten in die Hirnwindungen...
Die abschließende, schriftliche Stellungnahme steht noch aus, aber Dr. Guthoff hatte schon erste Ergebnisse aus dem gestrigen Tumorboard: Es deutet alles darauf hin, dass diese ganze Geschichte wieder mit meinem damaligen Hodenkrebs verbandelt ist - die genaue Bezeichnung werde ich dann im "richtigen" Arztbrief erhalten.
Wer will, der darf....
Habe am kommenden Mittwoch, 16.04., Geburtstag und mich dem zarten Druck gebeugt, doch ein wenig zu feiern. Ich würde dies momentan nicht packen, aber meine Schwester und Mutter haben sich der Sache angenommen - obwohl, mir wurde eh keine Chance für nen Widerspruch eingeräumt.....
Wer also am Mittwoch vorbeischauen möchte, ist dazu herzlich eingeladen. Wenn es Probleme mit dem Transport meiner Geschenke geben sollte, kein Problem, schickt es einfach per Spedition - meine Adresse steht im Impressum ;-)......
Das Happening findet ab 16 Uhr statt - Keplerstraße 28 in Eislingen/Fils, bei Birgit und Markus Jüngert.