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...dies kam bei meinem Lungen-Volumen-Test heraus. Nicht gerade prickelnd, aber gerade noch ausreichend, um die Stufen in der Rhein-Neckar-Arena zu erklimmen. Er empfahl mir zudem, nicht mehr ins (Hoch)Gebirge zu fahren, dort wäre die Luftsättigung zu schwach für mein begrenztes Lungenvolumen - auf nen Versuch kommt es trotzdem mal an, Studie am lebenden Objekt.
Habe heute nen sehr relaxten Tag, um 8 Uhr musste ich atmen und um 15 Uhr darf ich zur Wassergymnastik. Gerade sitze ich hier in der "Aussichtskuppel" meiner Strandklinik, mit Blick auf die verregnete Ostsee. Diesen komatösen Zustand, diese innerliche Tiefenentspannung, die mich im Momet so vehement im Griff hat, kann man wohl schwer toppen.
Nach nun über zwei Jahren der Rückschläge und Hoffnungen, habe ich mich wieder ein wenig einsortieren können - ich bin nicht mehr planlos, kann manches wieder selber in die Hand nehmen und gestalten. Dies wurde mir erst jetzt wieder bewusst, als ich mit meinen Mithäftlingen ins (Tisch)Gespräch kam. Sie sind durch Herzinfarkt und Krebs erst ganz frisch aus ihrem Alltag gerissen und stehen sehr hilflos da. Vergangenes und geplantes Zukünftiges sind Makulatur, alles hinfällig. Da merke ich jetzt erst, wie weit ich mit diesem Thema der Krankheitsbewältigung bin. Es ist für mich jedoch auch nicht immer einfach, diese Einschnitte hinzunehmen - jedoch kann ich mich damit arrangieren.
Mein Reha-Chefarzt meint, dass ich wahrscheinlich nie wieder am Arbeitsleben teilnehmen kann und falls ja, dann nur mit größeren Einschränkungen. Kann hier vieles ausprobieren und bekomme auch so meine persönlichen Grenzen aufgezeigt. Dies ist z.B. ganz lapidar das Treppensteigen, da rebelliert mein fehlendes Lungenvolumen - Ergometer fahren geht absurderweise ganz gut, wenigstens auf sehr niedrigem Niveau (Matthias, da bleibe ich zukünftig auch lieber im Begleitfahrzeug ;-).
Je nachdem, welcher Folterknecht die Wassergymnastik durchführt, bekomme ich grössere Probleme mit der Motorik. Irgendwie wurden meine Synapsen durch die Chemo angegriffen (der Spruch "Chemo macht blöd" ist nicht ganz so abwegig). Koordinationsübungen mit linkem Fuß vor und rechter Arm nach hinten, da verknote ich mich....dies nur als kleines Beispiel von vielen solcher Selbsterfahrungen. "Früher" war dies nie ein Thema, aber nun scheint sich da etwas ins Negative gewandelt zu haben.
Zudem bin ich nicht nur in dieser Hinsicht beschränkt...merke es auch extrem an der Beweglichkeit meines rechten Arms. Ihn über Brusthöhe zu heben ist schwierig, nach hinten geht gar nicht. Auch das Ziehen im Brustbereich ist nicht immer angenehm, größere Belastungen in diesem Narbenbereich ziehen spätere Schmerzen mit sich. Muss mich noch kundig machen, ob ich damit überhaupt Übungen im Fitnessstudio mach darf, da ruht mein Vertrag zur Zeit.
Achja, habe übrigens schon ganze 700 Gramm abgenommen - vielleicht lag es ja auch nur an der Kleidung....
Jetzt geht es dann bald ins Wochenende, morgen zum Bundesligaspiel nach Bremen. Gestern war ich morgens spazieren und habe Euch ein paar Ferienhäuser fotografiert - ein ganz besonderes Flair hier und vor allem niemals weiter als 100 m vom Strand entfernt.