Hochdosis-Chemo Tag 1
Wachte heute Morgen mit einem riesen Ständer auf. Nachdem es auf Station nichts anderes mehr gibt, bekam ich den Survival-Infusionsständer, der könnte es glatt mit einem Range Rover aufnehmen.
Mein Zimmernachbar (kam gestern noch über die Notaufnahme) ist schwerhörig, eigentlich nichts schlimmes.....nur er schreit schon fast, wenn er mit einem spricht. Da liegste morgens noch faul im Bett und döst vor dich hin, da kommt er aus dem Bad und schmettert einem ein: "Guten Morgen, haben sie auch gut geschlafen?" entgegen. Natürlich so laut, dass er es ohne sein Hörgerät gut versteht, da brauche ich bald wieder ein Ultraschall meines Herzens. Dasselbe, wenn die Ärzte oder die Pflege mit ihm sprechen, fast wie in einer Bahnhofshalle....
Die Chemo wird angehängt, wie letztes Mal Carboplatin und danach Etoposid. Hoffe, mir bleibt dieses Mal eine Sepsis erspart und dass sich die Übelkeit in Grenzen hält, ich auch diesmal nicht brechen muss. Auch auf die extremen Magenschmerzen könnte ich dankend verzichten.
Der Vorhang hebt sich zum vorletzten Mal, das Spiel beginnt von Neuem.
Heute, um 18 Uhr, liest Rola El-Halabi aus ihrem Buch "Stehaufmädchen" vor. Direkt im Empfangsbereich meiner Station, u.a. gibt es in der Pause ein Buffet - denke, da werde ich mal vorbeischauen. Sie ist die Boxerin, die von ihrem Stiefvater angeschossen wurde.
Mein AFP-Wert ist aktuell bei acht, also auch ne gute Nachricht - die Therapie greift.
Vorlesung war ganz interessant, vor allem der zweite Teil, bei dem sie von der Boxnacht berichtete, bei dem sie ihr Vater in der Umkleide viermal angeschossen hat. Tja, sie ist ne bekannte Kämpferin und ehemalige Weltmeisterin, aber kämpfen können auch die "Kleinen".
Das Buffet war übrigens Klasse, lauter kleine, leckere Sauereien. Habe extra das Vesper dafür ausfallen lassen, hat sich mehr als gelohnt!