Uni Klinik Ulm, Chemo
Die Nacht war ganz ok, ob es nun an der Schlaftablette lag, oder an dem Luxusbett, wer weiß das schon? Mein Zimmernachbar meinte, dass er noch nie jemanden so abartig schnarchen gehört hat...
Schnell noch unter die Dusche hüpfen, ohne Infusionsständer geht das wesentlich leichter. Der steht nämlich schon seit gestern Abend neben mir, haben uns schon mal zaghaft angefreundet.
Auf der 4cd gibt es auch den Luxus eines Frühstückbuffets, ist von 8-10Uhr im Aufenthaltsraum aufgebaut. Denkt jetzt aber nicht, dass da ein Koch steht und frische Rühreier brutzelt. Es ist sehr schlicht gehalten, jedoch ist diese Mahlzeit die wichtigste für mich. Morgens geht es mir bei einer Chemo meist besser als im Tagesverlauf, deswegen: schnell vor, bevor ich angehängt werde - die Schwester war schneller, musste also doch mit meinem Ständer zum Frühstück.
Jetzt warte ich noch auf die Chemo, die wird wahrscheinlich gegen 14 Uhr angehängt, davor laufen noch diverse andere Mittelchen.
Die Chemo am nächsten Donnerstag (Tag 8), bekomme ich dann ambulant in der MOT. Die ist dann auch verträglicher, als das heutige GOP-Schema, da ist das Oxaliplatin nicht dabei.
Was habe ich heute in die Adern bekommem:
Wurde wegen dem Paclitaxel zur Überwachung an den Monitor angeschlossen, falls Probleme mit dem Herzen auftreten. Die Sensibilisierungs-Störungen in den Händen sind schon wieder da. War nach der Toilette Hände waschen und da merkte ich, wie auf einmal meine Finger schmerzten. Die Schwester fuhr mir über die Finger, jedoch spürte ich nichts davon, ich sah nur, dass sie was macht. Zum Anbringen der Kabel für die Überwachungsmaschine, musste sie mir das Hemd auf- und wieder zuknöpfen, ich hatte kein Gefühl in den Fingern - wobei, wer läßt sich nicht gerne von einer Frau ausziehen.....der wohl erotischste Moment, den ich in letzter Zeit hatte.....
Dann ein kleines Lindt-Schokoei gegessen (Mona und Birgit haben extra die Weissen rausgesucht) und schon beim kauen spürte ich es: kribbelnd am Unterkiefer angefangen, bis zu einem wandernden Schmerz in Richtung Oberkiefer - niemand weiß weshalb. Füße auf dem kalten, metallenen Bettgestell ablegen, keine Chance. Da fangen die Zehen sofort an zu kribbeln und schmerzen.
Kurz nach dem ersten Chemobeutel, spürte ich schon den ersten Schwindel im Kopf. Man fühlt sich leicht benebelt, wie in Watte gepackt. Dies entwickelte sich weiter, zur Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Mit der Übelkeit geht es noch, es ist eher ein Unwohlsein. Der bekannte Durchfall kündigt sich auch schon an, es geht also weiter wie beim letzten Mal.
Bin nun von der Chemo abgehängt: FERTIG!!!!
Hätte heute Abend schon nach Hause gehen können, jedoch war es mir wegen evtl. noch auftretender Nebenwirkungen sicherer, bis morgen früh hierzubleiben. Habe gestern die Physio angefordert, sie war heute Mittag zwar da, wollte die Fussreflexzonenmassage aber nicht auf dem Zimmer durchführen, da es hier zu unruhig wäre. Ich konnte aber wegen der wechselnden Infusionen die Station nicht verlassen. Haben uns auf morgen 8.20 Uhr geeinigt, sie holt mich ab und wir gehen dann in den Physioraum. Massage wird bis gegen neun dauern, dann Koffer packen und auf den Arztbrief warten.
Monas Pralinen vom Staufeneck gingen problemlos zu essen, waren mit Zartbitter. Damit ist auch dieses Phänomen meines "Mundschmerzes" um eine Facette reicher: Vollmilch geht gerade überhaupt nicht, Zartbitter problemlos!
Hinzugekommen ist auch noch so eine Art "Fremdkörpergefühl" im Hals. Wenn ich was esse und schlucke, dann fühlt es sich an, wie wenn etwas in der Speiseröhre hängen bleibt. Ich hatte das letztes Mal auch schon, danach jedoch irgendwie verdrängt. So langsam schwellen mir auch die Backen an - nicht vom liegen, die im Gesicht! Dies ist aber nur innerlich im Mund, von aussen sieht man da nichts. Eine Schwester sagte mir dazu mal, dass dies der typische "Chemo-Mund" wäre - immer noch besser als ne Säufernase.....
Werfe mir jetzt wieder meine Superpille ein - die mich letzte Nacht so gut schlafen ließ - und "säge" meinen Nachbarn gefühlvoll in den Schlaf.