Zuhause, wie entwickelt es sich?
Heute morgen meinen Termin bei Frau D. gehabt. Die Sitzung verlief ein wenig anderst als beim letzten Mal. Zum Schluss fuhr sie mir mit ihren Händen - mit einem kleinen Abstand - über den Kopf. Ich kann das Gefühl nicht zu 100% beschreiben, kann es nur als: befreiend, entschwebend, sich öffnend, angenehm umschreiben. Wohlgemerkt, wir sprechen hier über ein paar Sekunden dieser Art der Behandlung. Am Freitag nächster Woche habe ich meinen nächsten Termin.
Meine ihr geschilderten "Nebenwirkungen" waren ihr bekannt, nur mein Erbrechen von vorgestern würde nur sehr selten passieren.
Heute mal wieder mit meiner Krankenkasse telefoniert. Es geht um die Abrechnung der Taxischeine - drei verschiedene Personen am Telefon mit vier verschiedenen Meinungen. Das ganze letzte Jahr wurden meine Taxischeine bezahlt, aber nicht mit der richtigen Vorgehensweise. Von den Helden hat sich aber nie jemand gemeldet, um dies richtig zu stellen. Der gewünschte Ablauf: Ich lasse mir einen Taxischein vom Arzt ausstellen, diesen schicke ich an die Krankenkasse, diese genehmigt ihn und schickt ihn mir zurück, diesen gebe ich dann dem Taxifahrer und er rechnet mit der Krankenkasse ab. Aber was mache ich wenn ich kurzfristig einen Taxischein brauche? Dann muss ich die Fahrt auslegen und die Quittung mit dem Taxischein bei meiner Krankenkasse einreichen. Gibt es auch eine andere Vorgehensweise? Na logo: Der Arzt stellt ein Schreiben aus, aus dem hervorgeht, dass ich für dieses Versichtertenjahr auf diverse Taxifahrten angewiesen sein werde. Dieses Schreiben geht an die Krankenkasse und diese schickt mir einen Brief mit ihrem Einverständnis zu. Brauche dann zwar weiterhin für jede Fahrt einen Taxischein, jedoch rechnet dann der Taxifahrer direkt mit der Krankenkasse ab - ob dies so Bestand hat und vor allem wie lange und was der nächste telefonische Berater der TK dazu sagt.....
Sonst kann ich heute zufrieden sein. Bin mal gespannt, wie es mir am Abend oder dann am Wochenende so geht.
Ich kann es gerade selber kaum beschreiben, wie es mir geht. Müde, aber nicht schläfrig. Erschöpft, aber komme nicht zur Ruhe. Mal voller Tatendrang und dann wieder nur noch in Sofalaune.
Kann meinen Tagesablauf nicht selbst bestimmen; weiss nie, welche Reaktion ein Getränk oder das Essen auf mich hat. Heute plagte mich, nach nem leckeren Spezi, ewig lange ein Schluckauf - ist übrigens auch eine Nebenwirkung der Chemo. Gut, es ist erst gestern gewesen, dass ich meinen Tag 8 hatte, von dem her müsste ich zufrieden sein, bin ich auch - ich werde nur langsam ungeduldig!
Draußen explodiert der Frühling und ich kann nichts besonderes unternehmen, weiss ja auch nicht, wann und ob der Durchfall wieder einsetzt - wie bezeichnete mich meine Chemoschwester der letzten Woche: als Heimscheißer (wer den Film kennen sollte).
In nicht mal mehr zwei Wochen ist für mich der Frühling und wohl möglich auch der Sommer schon vorbei - hinter Glas versteckt.
Will draussen in der Sonne sitzen, gemütlich etwas trinken und essen, genießen können. Ich bin ein Genuß- und Gemütsmensch mit olympiareifem "Sitzfleisch". Wenn es mir wo gefällt und ich mich wohlfühle, kann ich stundenlang sitzen - sei es nur auf den Golanhöhen, in der Rose oder nem Besen in Sulzfeld.....
Ich will wissen, weshalb es mir schlecht geht und davor wenigstens Spaß gehabt zu haben. Will mich "vollfressen" mit allem was mir schmeckt, auch wenn ich danach schier explodiere. Will mich an unzählige Stunden erinnern, die ich lachend, singend, fröhlich und auch Pfeife rauchend verbracht habe - meist niemals mit Mineralwasser, oder Hagenuttentee ;-). Mir nach langer Zeit endlich wieder ein paar Züge meines "Andechser Schnupftabaks" gönnen - gell, ich kann eklig sein, jedoch ist die Chemo viel ekliger.....kurzum: Selbstbestimmt leben!
Nur draußen vor meiner Wohnung im Stuhl zu sitzen, über mir der Sternenhimmel, ein Glas Bushmills Whiskey und mein Pfeifle, ein perfekter Abend für mich - ich vermisse es so sehr und freue mich riesig darauf, seit letztem Jahr Juli - vielleicht versteht Ihr ein wenig meine Ungeduld.